Gott sprach: Tritt nicht herzu, zieh deine Schuhe von deinen Füßen; denn der Ort, darauf du stehst, ist heiliges Land! (Ex 3, 5)
Gott schreibt hier dem Ort, an dem er sich Mose offenbart, eine besondere Bedeutung zu. Auch Jakob markiert weit vorher einen Ort, an dem er die Himmelsleiter träumt, mit einem Stein und gibt ihm dem Namen Bethel – „Haus Gottes“.
Gibt es Plätze, die besonders heilig und damit besser geeignet für Spiritualität sind?.
Diese Frage stellt auch die erste Folge der zweiten Staffel von American Gods.
Mr. Wednesday erklärt hier seinem Begleiter – und den Zuschauer*innen – dass das Haus auf dem Fels. welches das Ziel seiner Reise war, heiliger Grund sei. Hier hat ein Mann angefangen ein Haus zu bauen, ohne das er wusste warum. Irgendwann kamen Menschen dazu und wunderten sich über ihn. Dann fing er an Geld dafür zu nehmen, dass Leute ihn bei der Arbeit sehen können. Nach und nach wurde aus dem Haus ein Kuriositätenkabinett und der Mann verdiente mehr und mehr Geld damit.
Menschen besuchen diesen Ort, ohne zu wissen, dass es ein wahrhaft heiliger Ort ist, der sie alle dorthin zieht.
Früher haben Menschen Kirchen und Kathedralen gebaut, heute bauen Sie Kuriositätenläden oder Vergnügubgsparks. Die Menschen gehen dahin und fühlen sich dennoch irgendwie besser ohne zu wissen, warum.
Hier ist das „Backstage“, hier kann man hinter die Kulissen der Welt schauen.
Soweit die Serienlogik. Doch gibt es auch heute heilige Orte? Was bedeutet bspw. der echte Kirchraum für uns? Ist eine Kirche überhaupt ein besonderer Ort? Ist man Gott dort näher?
Ich denke Kirchgebäude sind ein großartiges Erbe, das wir in unserer modernen Zeit gar nicht genug schätzen können. Es gibt Räume, die der Kontemplation und dem Gebet vorbehalten sind. Orte, wo nicht Kommerz und Konsum allgegenwärtig sind.
Aber dennoch sind die Flächen auf denen Kirchen gebaut worden sind für mich im Grunde nicht entscheidend.
An jedem Ort kann Gott gedacht werden, ob Kirchgebäude oder nicht.
Gott war mit der Bundeslade als Zeichen seiner Gegenwart immer unterwegs mit dem wandernden Volk in der Wüste. Er hat dann zwar Heimat im Tempel genommen, so die Lesart die Bibel. Aber nach der Tempelzerstörung, war Gott weiterhin stets bei seinem Volk – bei den Menschen, die ihn suchen und die an ihn glauben. Das ist in einer Kirche ästhetisch aufgnommen, aber die Gottesbeziehung wird durch diesen Ort nicht enger oder distanzierter.
Jedoch geschieht Glaube auch immer im dialogischen Austausch. Hierfür ist ein Ort der Versammlung zum gemeinsamen Gebet mehr als angemessen. Solch einen Ort kann jede Kirche sein – ganz gleich auf welchen Fleckchen der Erde sie gebaut wurde.