American Gods S01 | Interpretationen von Gott

In wenigen Wochen startet die 2. Staffel der Serie American Gods. Vor einigen Jahren habe ich das Buch von Neil Gaiman, das die Vorlage zu der Serie ist, gelesen und habe daher bereits die erste Staffel mit großem Interesse erwartet.

Auch wenn die Serie sich an einigen Punkten viel Freiheiten gegenüber dem Quellmaterial nimmt, war die erste Staffel ein großer Erfolg und auch Kenner*innen des Buches wusste vieles zu gefallen.

Worum es geht

Kurz gesagt, geht die Serie davon aus, dass Götter dann existieren, wenn Jemand an sie glaubt – und sie haben mehr oder weniger Macht, je nachdem wie viele Gläubige es gibt.

So kamen die Norwegischen Götter bereits mit Leif Eriksson nach Amerika. Und auch wenn Sie in Norwegen noch stark blieben, gab es seitdem quasi Dependancen in der neuen Welt.

In der heutigen Zeit werden in den USA die alten, etablierten Götter allesamt schwächer und eine neue Generation Götter entsteht: Medien, Internet und co sind so als Gött*innen in Menschengestalt real in der Welt der American Gods.

Einer der alten Götter, geht nun mit einem Menschen, der dieses neue Wissen um Götter zunächst verarbeiten muss, auf einen Road Trip, um die anderen alten Götter zu sammeln. Sie wollen einen letzten großen Coup landen, solange sie noch die Kraft haben um die neuen Götter zu besiegen.

Warum es für Kirche interessant sein kann

Zwei Sequenzen sind es für mich besonders wert, genauer genannt zu werden, da sie sich an entscheidenden Stellen etwas „trauen“, was das Buch nicht getan hat.

Im Buch gab es in der Jubiläumsausgabe ein Nachwort von Neil Gaiman und ein kurzes Sonderkapitel. In dem Nachwort weist Gaiman darauf hin, warum er weder Christentum, Judentum noch Islam ausdrücklich hat vorkommen lassen. In dem Zusatzkapitel gibt es eine kleine Anekdote, wie der Hauptcharakter einer „Version“ von Jesus begegnet. Gaiman hat dies zunächst geschrieben, dann aber bewusst nicht in das Buch mit aufgenommen.

Die Serie dagegen nimmt Interpretationen von Jesus in zwei Szenen in unterschiedlichen Episoden auf.

Das erste Mal in der Serie begegnen wir einem südamerikanischen Mann, der Teil einer Gruppe ist, die über die mexikanisch-US-amerikanische Grenze in die USA flüchtet. Mit Waffengewalt wird er von Grenzwächtern attackiert und fällt auf den nassen Boden. Ein Mann reicht ihm die Hand und hilft ihm hoch. Dieser Mann ist seine Interpretation von Jesus. Er glaubt so stark an „seinen“ Jesus, dass dieser selber – sozusagen leibhaftig – Teil der Flüchtlingsgruppe ist. Dennoch wird der Flüchtling und auch dieser Jesus die USA nicht lange genießen…

Ostern ohne Jesus – undenkbar!

Die zweite, längere Szene ist eine Feier, die die Hauptcharaktere besuchen, um die Göttin „Easter“ (also Ostern) dazu zu bewegen, sie bei dem Kampf gegen die neuen Götter zu unterstützen.

Ostern ist aber immernoch stark genug, da dieses Fest immernoch stark in der westlichen Kultur verankert ist, so dass sie zunächst keinen Anlass sieht, hier zu helfen.

Im Buch geht die Handlung nun weiter. In der Serie aber sehen wir auf der Feier nach und nach unzählige Jesus Interpretationen. Das ist zwar zu allererst unterhaltsam, aber theologisch finde ich diese Idee außerordentlich gelungen umgesetzt.

Christ sein, heißt nicht an den gleichen Christus zu glauben. Das muss nicht nur die konfessionstrennungen beschreiben, auch innerhalb von einer Konfession – oder einer Kirchengemeinde – finden sich stark unterschiedlich ausgeprägte Frömmigkeiten.

Diese Grundidee wird zwar auch in Bezug auf andere Götter kurz angesprochen, jedoch meist leider nur implizit. Auch die Szene mit Jesus verkommt leider fast im humorischen – wobei gerade mit dieser Szene m. E. sehr gut bspw. in der Gemeindearbeit angeknüpft werden könnte.