Eigentlich war ich trotz der vermeintlichen Nähe zu meinem Berufsfeld nie ein großer Fan von der Filmreihe „Der Exorzist“. Mittlerweile gibt es jedoch dazu auch eine Serie und – was ich viel spannender finde – ein episodenhaftes Spiel für VR!
Zeit also für mich, mir den Exorzisten einmal vorzunehmen – oder gar in VR selber einer zu werden.
Die insgesamt 5 Episoden hängen dabei zwar zusammen, können aber einzeln gespielt werden, ohne das man das Gefühl hat viel zu verpassen.
Sobald man sein VR-Headset aufsetzt, schlüpft man in die Rolle eines Detectives, der in seinem Büro einen der 5 Fälle auswählen kann. Sobald man dies tut, ist man an einem der Tatorte. Die erste und die letzte Episode sind in meinen Augen am besten gelungen. Hier ist der Mehrwert von der VR-Technologie auch am intensivten zu spüren. Man bekommt das Gefühl tatsächlich in der Szenerie zu sein. Mit den Motion Controllern werden auch die Bewegungen beider Arme und Hände gut wahrgenommen, was die Immersion stärkt.
In der ersten Episode findet man sich in einer Kirche wieder, in der ein ermordeter Priester auf dem Beichtstuhl ist. Neben den – hier sehr blutigen – üblichen Krimiregeln des Nachgehens von Hinweise, scheint es hier aber mehr um Horror zu gehen. Alles ist recht dunkel gehalten und man findet Hinweise auf Dämonen, an die der Priester geglaubt hat und auch Werkzeuge des Exorziten.
Da es nun mal der Titel schon verrät, ist es keine Überraschung, dass dieses Spiel in der Tat dämonische Erscheinungen auf einen los lässt. Die Hilfsmittel des Detectives sind hier nicht Pistolen und Handschellen, sondern ein Kruzifix, Weihwasser und Salz.
Soweit ist es ein nicht unerwartetes VR-Spiel, da Horror im Moment das VR-geeignetste Genre zu sein scheint.
Allerdings war für mich ein überraschend intensiver Moment, als mich das Spiel nach kurzer Hinleitung dazu brache, dass ich mit dem Motion-Controller tatsächlich das Segenskreuz mit dem virtuellen Kruzifix schlagen sollte, um den Dämon in die Defensive zu bringen. Auch wenn der Exorzist sicher nicht für Jede*n das richtige Spiel ist, hat es mich über alle 5 Episoden unterhalten.
Vor allem hat es mich aber nachdenken lassen, was im Unterhaltungsmarkt in VR heute schon technisch an Immersion möglich ist:
In einer Schulung mit VR-Filmen, hat ein Ehrenamtlicher Mitarbeiter einer Kirchengemeinde gesagt, er würde gerne in VR aus Davids Sicht gegen Goliath kämpfen. Ich hielt dies erst für etwas überspitzt, aber es wäre enorm interessant die Grundidee für die Konfirmandenarbeit weiterzudenken.
Mit VR ist es technisch möglich, in die Rollen von Menschen aus biblischen Geschichten zu schlüpfen: Selber Zächäus auf dem Maulbeerbaum sein, Dabei sein und die Menschen beobachten, wenn Jesus Wasser in Wein verwandelt… Computeranimiert wären diese Szenerien sogar interaktiv, aber als Realfilm in VR ist es fast kein Mehraufwand zu einem 5 Minütigen Film, wie sie bereits ZDF, WDR und ARTE u.a. produziert werden.
Ich vermute, die anschließenden Gesprächwe mit Konfis wären dann aber durchaus intensiver, als es nach zB dem Film der Prinz von Ägypten wäre (dennoch sehenswert).
Zudem würde es den Konfis so eine länger bleibende Erinnerung bleiben und Kirche würde nicht der Zeit hinterher hinken, sondern medial da sein, wo die Potentiale erschwinglich und umsetzbar sind.
Hier ist ein Let`s Play zur 1. Episode des Spiels. Achtung: Nichts für schwache Nerven!