Was bringt es zu beten? Werden Gebete erhört? Wäre es nicht schön, wenn wir wüssten, Gott würde unsere Gebetswünsche erfüllen oder seine Engel senden, dies zu tun?
Klingt das nicht viel zu schön um wahr zu sein? Ach, wenn es so ginge, Gott hilft den zu Unrecht Kranken und heilt sie alle. Die Welt wäre eine andere.
Aber unsere Alltagserfahrungen zeigen etwas anderes.
Kann uns das heute im Ernst eine Glaubenshilfe sein? Sollen wir das vielleicht für wahrscheinlich halten? –
In einer Szene der zweiten Episode der dritten Staffel von Daredevil unterhalten sich Matt Murdock und sein Ziehvater, der Priester, in der Kirche. Matt sagt ihm, durch sein gutes Gehör hat er früher immer hier die Gebete anderer gehört und dass er mit seinen Fähigkeiten diese Gebete erhören wollte. Er wollte mit seiner geheimen Identität als Daredevil die Gebetserhörung Gottes sein. Matt dachte, dies sei seine Berufung. Doch er selber sieht das nun als Fehler.
Der Priester fragt Matt, warum er dies glaubt. Matt hört nicht Gott in dieser Kirche, nur verzweifelte Menschen.
Aber das darf, denk e ich, kein Grund sein, das Gebet für sinnlos zu halten.
Im Gegenteil, das Gebet zeigt, dass man auch für einen Weg Gottes mit Ihnen offen sein muss, der Leid und Trauer beinhaltet.
Die Not anderer (oder auch die eigene) und alle damit verbundenen Wünsche und Hoffnungen vor Gott bringen, und an die erste Stelle dann doch das „dein Wille geschehe“ zu stellen, in dieser Spannung steht wohl jedes eindringliche und flehende Gebet –
und vermutlich ist es mit die größte Herausforderung des Glaubens, diese Spannung auszuhalten und manchmal daran auch nicht zu verzweifeln.
Welche Kraft und welche Ermutigung kann es sein, wenn man weiß, andere beten für mich. Vor allem dann, wenn man selbst gerade nicht mehr beten kann.
Die Fürbitte füreinander, sie geschieht oft im Stillen.
„Fürbitten heißt: jemanden einen Engel senden.“ (Martin Luther)
Matt kommt mithilfe des Priesters zu der Erkenntnis, dass er weiter als Daredevil Menschen helfen will.
Nun nicht als Werkzeug Gottes sondern für ihn selber.
Ob er selber weiter beten wird, sagt er an dieser Stelle nicht.
Aber wer betet, macht gegen allen Augenschein noch einmal eine andere Rechnung auf.
Wer betet, der rechnet nicht mit einem Superhelden, der einspringt und hilft. Vielmehr aber mit dem, der gesagt hat:
„Mir ist gegeben alle Macht im Himmel und auf Erden.“