Ich liebe Trash-Filme und -Serien!
Sharknado 1-6 gehören für mich neben dem über Kickstarter finanzierten Kung Fury zu den Trash-Filmen, bei denen ich dazu stehe, dass ich sie großartig finde.
Bei der Filmreihe „The Purge“, bin ich mir auch nach vier Teilen noch nicht so sicher, ob ich es nur „unterhaltsamen Blödsinn“ oder „vielsprechend, aber mittelmäßig in der Ausführung“ nennen soll.
Seit wenigen Wochen gibt es zu der Filmreihe nun auch eine 10-teilige Serie. Ich habe mir die ersten 2 Episoden angesehen und bin im Grunde immernoch unschlüssig.
Aber die Grundidee von „the Purge“ sowie auch die Ausführung der Idee in der Serie/ den Filmen halte ich für eine Auseinandersetzung wert.
In einer dystopischen, nahen Zukunft ist es Gesetz geworden, dass es einmal jährlich einen Feiertag namens Purge gibt. An diesem Tag sind für 12 Stunden fast alle Gesetze außer Kraft. In der US-weiten Notfallansage heißt es ausdrücklich, auch Mord ist erlaubt.
Dieses Gesetz dient der Reinigung aller unterdrückten Gefühle, wie Wut, Hass und Zorn. Nach diesem Feiertag, so die Begründung der NFFA (New Founding Fathers of America) sind die USA wieder für ein Jahr rein von Schuld, Gewalt und Hass.
Denn an diesem Tage geschieht eure Entsühnung, dass ihr gereinigt werdet; von allen euren Sünden werdet ihr gereinigt vor dem Herrn.
(3. Mose 16, 30)
Jom Kippur – nur falsch verstanden
Mich erinnert die Grundidee von diesem Feiertag an den Jom Kippur (Versöhnungstag). Allerdings ist hier nicht ein exemplarischer Sündenbock, sondern jede und jeder darf den je eigenen Sündenbock suchen, jagen und sogar töten.
Das verzerrt den Gedanken des Versöhnungstages selbstverständlich ad absurdum. Statt eines stellvertretenden Opfers, welches das Volk von Sünden frei machen soll, ohne dass auch nur ein Mensch leidet oder bestraft wird, wird hier Selbstjustiz religiös und staatlich glorifiziert.
Das Opfer bekommt in allen Iterationen von the Purge einen sehr großen Symbolcharakter. So gibt lernen wir in den ersten beiden Episoden Penelope kennen, die ihre Eltern bei einer vergangenen Purge-Nacht verloren hat, sie ist dataufhin psychisch gebrochen und hat sich in Drogen zu betäuben versucht. Doch nun möchte sie selber ein stellvertretendes Opfer bringen, um das Bedürfnis anderer nach Blut zu stillen. Sie schließt sich einer sektenartigen Gruppe an, deren Credo sich ebenfalls pseudo-religiös anhört:
Purify my flesh, cleanse my soul, the giving is here, the invisible awaits (Reinige mein Fleisch, reinige meine Seele, das Geben ist da, das Unsichtbare wartet).
Auch in diesem Stellvertreter-Opfer-Kult sehe ich eine klare Anlehnung an die Leviticus-Geschichte vom Versöhnungstag.
Dann soll Aaron seine beiden Hände auf dessen Kopf legen und über ihm bekennen alle Missetat der Israeliten und alle ihre Übertretungen, mit denen sie sich versündigt haben, und soll sie dem Bock auf den Kopf legen und ihn durch einen Mann, der bereitsteht, in die Wüste bringen lassen, dass also der Bock alle ihre Missetat auf sich nehme und in die Wildnis trage; und man schicke ihn in die Wüste.
(3. Mose 16, 21f.)
Penelopes Bruder Miguel, der ein ehemaliger Soldat ist versucht seine Schwester zu finden und zu retten. Am Cliffhanger der zweiten Episode scheint sich Penelope zu besinnen, doch gibt es noch einen Weg aus dem Bus der Sie schon zu Ihrem Opferplatz fährt?
Ein anderer Handlungsstränge begleitet ein Paar, dass erstmalig zu einer Party der NFFA eingeladen ist, wodurch ein Blick hinter die Kulissen des Feiertages gewährleistet wird. Serienmörder der US Geschichte werden hier von den NFFA Mitgliedern fast wie Heilige verehrt, was bei dem jungen Paar zwar einen unangenehmen Eindruck hinterlässt, aber es geht schließlich um die Möglichkeit eines großen Vertragsabschlusses und dem damit verbundenden sozialen Aufstieg, weshalb beide nichts unternehmen. Zudem sind die Türen des Anwesens alle verschlossen, so dass Niemand hinein oder hinaus kann.
Die dritte Handlung, die wir begleiten, spielt in einem großen, internationalem Unternehmen, dass die Purge auf einem gesicherten Stockwerk zu ignorieren versucht – natürlich mit Sicherhheitsdienst.
Hier arbeitet Jane. Sie hat Jahre ihres Lebens ihrer Firma geopfert, bei jeder Beförderung hat ihr Vorgesetzter sie aber übergangen. Also entscheidet sich Jane in diesem Jahr, einen Auftragskiller zu bezahlen, sie die Karriereleite anders zu erklimmen. Bislang ist dies leider der generischste Handlungsfaden in der TV-Serie. Hier ist der Fokus, die Rache, die trotz Rückblicken, die Janes Geschichte erklären sollen, noch nicht wirklich mitreißen möchte.
Insgesamt ist die Serie im Trash-Bereich ähnlich unterhalten, wie auch die Filme zuvor.
Interessant für mich sind besonders die Parallelen, zu alttestamentlichen Motiven, wie dem Jom Kippur oder die zwischenmenschlichen Handlungen, die sich alle nach dem Auge-um-Auge-Prinzip zu orientieren scheinen.
Auf diesem blog werde ich auch den Rest der 1. Staffel verfolgen und ein wenig dazu schreiben, im Moment reizt es mich, dazu eine Andacht zu schreiben…
All das in dem Wissen, dass wahrscheinlich Niemand diese Serie schaut 😉