Die beiden Brüder Sam und Dean Winchester sind seit 2005 in 13 Staffeln und damit 287 Episoden in Ihrem schwarzen Impala unterwegs um Menschen zu retten und Dinge zu jagen.
Es fällt mir schwer, in überschaubarer Länge über diese Serie zu schreiben, da sie im Grunde für eine Zusammenfassung und/oder eine kritsche Auseinandersetzung mit den verwendeten religiösen Motiven viel zu komplex geworden ist.
Dennoch kann es ich keinen Blog schreiben, der sich nicht genau dieser Serie widmet. Ich kenne keine andere Serie, die so viele Handlungsstränge aus biblischen Geschichten und der christlichen Mythologie aufgreift, wie Supernatural.
Supernatural begleitet das Leben von zwei Jägern, die Brüder Sam und Dean. Jäger bekämpfen weltweit – und von der Gesellschaft unerkannt – übernatürliche Lebewesen und das Böse an sich. Die Winchester-Brüder nehmen dazu Tarnidentitäten an und reisen durch die USA – dahin, wo immer die beiden gebraucht werden.
Und ich sah, und siehe, ein fahles Pferd. Und der darauf saß, dessen Name war: der Tod, und die Hölle zog mit ihm einher. (Offb 6, 8)
Im Verlauf der Staffeln rutscht die Handlung vom „normalem“ Jäger-Alltag immer mehr in Richtung biblischer Motivik. In den ersten fünf Staffeln wird nach und nach quasi das gesamte Buch der Offenbarung des Johannes in der Gegenwart stattfindend abgehandelt. Die 7 Siegel (vier davon die Reiter der Apokalypse) – das Erstarken Luzifers – Erzengel Michael, der Luzifer besiegen muss.
Damit nicht genug, die Winchesters sind stets im Kreuzfeuer des Geschehens. So benötigt Michael einen Körper auf der Erde und er erwählt sich den von Sam…
Mit Castiel – der über die Staffeln hinweg zu einer weiteres Hauptrolle wird – tritt ein Engel in das Geschehen, der den Brüdern mehr oder weniger dauerhaft zur Seite steht. Castiel hat dabei sowohl einen kritischen Blick auf das Handeln von Sam und Dean, als auch auf das zu späte und dann auch falsche Interagieren der übrigen Engel. Im Grunde ist er die kritisch reflektierende Betrachtung des Geschehens. Er stellt die Dinge als einziger immer neu in Frage, versucht über seinen Schatten zu springen und die Stimme der Vernunft zu sein in einer Welt, in der Übernatürliches an der Tagesordnung ist. Der Engel ist so gesehen die Erdung der Serie.
Das Beeindruckende ist, dass es dabei im Ganzen weder reißerisch, noch diffamierend gegenüber dem Quellmaterial ist. Im Gegenteil, Supernatural schafft es, dass mich nach 13 Jahresstaffeln die Folgen mit Engeln, Dämonen, Gott und seiner Schwester (!), Luzifer und co. am meisten zu begeistern wissen. Die Details sind von den Machern außerordentlich gut recherchiert und auch die Schauspieler bringen die Rollen überzeugend rüber. Es hat schon ein anderes Flair, wenn Luzifer vorkommt, als wenn es in anderen Folgen ein „generischer“ Vampir ist.
Im Grunde läuft dabei jede Staffel nach dem selben Muster: Grob die Hälfte der Folgen sind Einzelepisoden ohne größeren Zusammenhang in die Gesamthandlung. Sam und Dean müssen irgendeinen Fall der Woche lösen (Geister, Vampire, Werwölfe oder Ghule besiegen). Die andere Hälfte befasst sich mit einer zusammenhängenden Staffel- oder gar Staffelübergreifenden Handlung. Hier kommen christliche Motive im Grunde in jeder Staffel im Überfluß vor. Nach der Apokalypse, ringen verschiedene Dämonen um die Vorherrschaft in der Hölle – nicht ohne Konsequenzen für die Erde. Auch das Fegefeuer oder „Purgatorium“ – die Sphäre zwischen Himmel und Hölle – werden nicht nur erwähnt sondern sind Handlungsschauplätze.
Sam und Dean treffen auf Propheten Gottes, alle Erzengel und den Schreiber Gottes. Später erscheint gar Gott selbst – und auch seine Schwester, die Dunkelheit.
Sicher, es gibt auch schwächere Phasen in einer so lange erfolgreich laufenden Serie. Ursprünglich war Supernatural auf fünf Staffeln ausgelegt, aber wurde aufgrund des Erfolges immer wieder verlängert. Das merkt man vor allen in den Staffeln 6 und 7.
Anstelle eines Fazits
Für mich ist Supernatural eine sehenswerte Serie, da hier versucht wird zu zeigen, was passiert, wenn man chirstliche Apokalyptik in die Gegenwart transferiert. Es wird dabei weder versucht Religion zu verunglimpfen, noch versuchen die MacherInnen eine religiöse Stellungnahme zu geben. Die Erzählungen und Geschichten werden hier aus Untehaltungsgründen als erzählenswert erachtet und genutzt.
Hierzu kann man aus christlicher Sicht sehr unterschiedliche Haltungen einnehmen. Schließlich sind es nicht bloße Geschichten, sondern das Schriftgut, auf dem unser Glauben gründet.
Auf der anderen Seite ging es im Christentum immer um das Erzählen der Geschichten – der Botschaft. Jesus selbst hat in seinen Gleichnissen Geschichten so erzählt, dass die HörerInnen sie interessant fanden. Luther ist diesem Beispiel offensichtlich gefolgt. Heutige Predigten orientieren sich oft an Alltagsgeschehnissen und greifen diese auf, um in der Lebenswirklichkeit anzudocken.
Zu Beachten ist aber eine wesentliche Besonderheit der Serienlogik. Diese kann man gut an der Rolle des 4. Reiter der Apokalypse „Tod“ aufzeigen.
Tod ist nach der Logik in Supernatural älter als Gott selbst und kann nicht besiegt werden. Hier ist zum einen der Interessante Gedanke, dass der Tod nicht von Gott geschaffen worden ist, da er gegen sein Wesen zu sein scheint, zum anderen fällt spätestens in diesem Punkt ein ganz essentieller Punkt auf:
Supernatural bedient sich in vielen Punkten bei biblischen Erzählungen, aber alles Geschehen rund um Jesus wird offensichtlich und bewusst von den MacherInnen ausgeklammert.
Er hat uns selig gemacht und berufen mit einem heiligen Ruf, nicht nach unsern Werken, sondern nach seinem Ratschluss und nach der Gnade, die uns gegeben ist in Christus Jesus vor der Zeit der Welt, jetzt aber offenbart ist durch die Erscheinung unseres Heilands Christus Jesus, der dem Tode die Macht genommen und das Leben und ein unvergängliches Wesen ans Licht gebracht hat durch das Evangelium, (2Tim 1, 9-10)
Die Sonderrolle von Tod in der Welt von Supernatural, sowie auch der gesamte Krieg zwischen Engeln und Dämonen funktioniert nur, wenn Jesu handeln nicht verarbeitet wird. Wenn Jesus in der Welt von Supernatural existiert hätte, bräuchte
Supernatural zeigt dennoch – mit allen „redaktionellen Freiheiten“, dass die biblischen Geschichten bis heute ohne große Veränderungen spannend, unterhaltsam und auch humorvoll erzählt werden können – und das ist für mich ein großer Gewinn.
Wer glaubt, die Simpsons sein ergiebig für eine wissenschaftlich-theologische Auseinandersetzung, der sollte sich meiner Meinung nach Supernatural anschauen.
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