Andacht zu GoT S07E05 – Ostwacht: Wem kann man noch trauen?

„Wir versuchen beide, Menschen zu helfen, das können wir nur von einer Position der Stärke aus. Manchmal ist Stärke grausam“, das sind die Worte von Daenerys, die Königin über ganz Westeros sein will.
In der 5. Folge der neuen Game of Thrones Staffel spitzt sich die Lage weiter zu und eine der Grundlegenden Fragen, ist „Wem kann man noch trauen?“.
In einer Welt in der nahezu alle Charaktere Ränkespiele treiben, sind die Verbündeten rar gesäht.

Und in dieser Welt hat Daenerys gelernt, Stärke zeigen ist der beste Weg. Sie vertraut sich nur Wenigen an und vor den Wenigsten ihrer Gefährten wagt sie es Schwäche zu zeigen. Unnahbar und Erhaben will sie wirken – Ja, muss Sie wirken.

Und gerade in dieser Haltung spricht Jon Schnee sie an und fordert von ihr Vertrauen und damit Mut Schwäche zu zeigen:
„Vertraut einem Fremden – Denn das ist unsere beste Chance.“

Eine größere Gefahr ist es, vor der Jon sie warnt. Diese Gefahr ist nur gemeinsam zu bewältigen. Dafür muss die nahezu perfekte Königin aus ihrem Komfortbereich heraus und Jon Schnee volles Vertrauen schenken.

In Psalm 37 heißt es:
Befiehl dem Herrn deine Wege
und hoffe auf ihn, er wird’s wohlmachen
und wird deine Gerechtigkeit heraufführen wie das Licht
und dein Recht wie den Mittag.
Sei stille dem Herrn und warte auf ihn.
Entrüste dich nicht über den, dem es gut geht, der seinen Mutwillen treibt.
Steh ab vom Zorn und lass den Grimm,
entrüste dich nicht, dass du nicht Unrecht tust.
(Ps 37, 5-8)

Erkennen, dass man nicht alles im Leben alleine schaffen kann; Kontrolle abgeben; Schwächen zugeben und annehmen: Das ist unglaublich schwer. Wir alle haben seit Kindheit an immer wieder gelernt, dass wir Dinge zunehmend eigenständig machen sollen. Dabei ist ein wichtiger Teil des Erwachsenwerdens sich einzugestehen, dass man nicht allmächtig ist – nicht perfekt. Eine Erfahrung, die Zorn und Wut auslösen kann.

Aber, als Menschen haben wir Schwächen und wir sind unvollkommen. Im Miteinander und im Miteinander mit Gott kann es dabei passieren, dass dies jedoch nicht in Wut umschlägt, sondern im Gegenteil: Dass es eine entlastende Wirkung hat.
Gott nimmt mich in meiner Unvollkommenheit an, ich muss nicht perfekt sein. Menschen um mich herum akzeptieren nicht nur eine Version von mir – sie akzeptieren mich.

Wenn man bereit ist, diesen großen Schritt zu gehen, ist es nur noch ein kleiner Schritt, Menschen Vertrauen zu schenken – auch wenn ich diese nicht kenne.

Vertrauen ist kein Zeichen von Schwäche oder Blöße. Es ist ein Zeichen von Stärke. Durch das Vertrauen auf Gottes Liebe, kann man Menschen vertrauen. Mit dem Mut zur Schwäche.

Am Ende der Episode „Ostwacht“ verabschiedet sich Daenerys von Jon Schnee. Sie gibt sich nicht dem Zorn über ihre Konkurrentin um den Thron hin. Sie lässt nicht „grausame Stärke“ walten.
Sie vertraut Jon, sie muss sich nicht verstellen.
Um mit dem Psalm zu sprechen:
Sie „entrüstet sich nicht, dass sie kein Unrecht tut“, denn Sie weiß „Gerechtigkeit und Recht werden kommen“.

(zuerst erschienen auf Facebook 08/2017 unter @kirchhannovers)