„Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt.“, so fasst Sansa Stark am Ende die Bedeutung von Familie zusammen.
Für die Charaktere der Serie ist es in der letzten Folge der 7. Staffel an der Zeit sich eindeutig zu positionieren: Ist eine mögliche Machtposition oberstes Ziel oder ist es doch der Zusammenhalt der eigenen bzw. der gewählten Familie?
Rücksicht nehmen – Vorsicht walten lassen – Nachsicht üben – oder Jeder für sich?
Besonders schwierig war die Entscheidung für Sansa und Arya Stark.
Lord Baelish versucht in Sansas Misstrauen in Arya, die nach Jahren zurückgekehrt ist, zu stärken. Sansa solle vorsichtig sein. Sie hat am Ende des Gesprächs mit Baelish scheinbar Angst vor ihrer entfremdeten Schwester.
In dieser Staffel wurde bereits mehrfach angedeutet, dass dies nicht unbegründet wäre.
Die Bibel ist voll von Geschwisterkonflikten. So hatte Jakob Schuldgefühle und Angst vor seinem Bruder Esau, mit dem er sich lange Zeit entfremdet hatte. Jakob hatte Esau sein Geburtsrecht als Erstgeborener mit einem Trick abgenommen, wodurch Esau mit der Familie bricht. Er wirft seinem Vater vor:
„Er hat mich nun zweimal überlistet. Meine Erstgeburt hat er genommen und siehe, nun nimmt er auch meinen Segen. Und er sprach: Hast du mir denn keinen Segen vorbehalten?“ (1. Mose 27, 36)
Als sich die Brüder Jahre später wieder begegnen, versucht Jakob Esau mit Geschenken zu beschwichtigen. Doch Esau lehnt ab. Er weiß mittlerweile, was er im Leben an Segen hat.
Er hat sich zwar ohne seine Familie ein gutes Leben aufgebaut, aber freut sich nun über seinen Bruder.
Esau hat Frieden geschlossen mit Jakobs Verrat. Seine Liebe ist größer als sein Zorn. Und auch Jakobs Liebe ist größer als seine Angst. So können auch die beiden Frieden schließen.
In der TV-Serie Game of Thrones widersteht Sansa ihrer Angst und Arya ihrem Zorn, sie lassen sich nicht darin von Lord Baelish weiter verstricken.
Sansa gibt ihm zu verstehen:
„Ihr werdet nicht Familie gegen Familie aufbringen, nicht Schwester gegen Schwester.“ Die ungleichen Schwestern schließen ihren Frieden. Es verbindet sie mehr als Zorn oder Kränkungen oder dass sie Schwestern sind.
Andere Charaktere, wie Tyrion, wählen am Ende dagegen bewusst eine Familie jenseits von Verwandtschaft.
Im Neuen Testament fragt Jesus: „Wer ist meine Mutter und meine Brüder?“, um selber die Antwort zu geben: „Wer Gottes Willen tut, ist mein Bruder und meine Schwester und meine Mutter.“ (Markusevangelium 3, 33-35).
Jesus zeigt uns ein Familienverständnis, das über Blutsverwandtschaft hinausgehen kann.
Wenn wir gemeinsam das VaterUnser beten, verstehen wir uns alle als Kinder Gottes, als Geschwister im Glauben. Wir verpflichten uns damit auch zur Liebe über die leibliche Familie hinaus.
(zuerst veröffentlicht auf Facebook 07/2017 unter @kirchehannovers)