Kurz-Andacht zu GoT S07E01 „Von Apokalyptik und Theodizee in Game of Thrones“

Das Ende von Game of Thrones kommt und es kommt gewaltig!
Das scheinen die Macher der Serie zeigen zu wollen, wenn man sich die neue Folge anschaut.

Am Montag wurde die finale Phase von dem US-Serien Phänomen eingeleitet.
In der letzten Szene der ersten Folge kommt nun nach 6 Staffeln endlich die vermeintlichen Thronfolgerin in Westeros an. Sie zieht hier in eine verlassene Festung ihrer Vorfahren ein und sagt nur zu Ihrem engsten Vertrauten und den Zuschauer*Innen herrschaftlich „sollen wir anfangen?“.
Dann setzt der Abspann ein.
Dies erinnert sehr an Offb 21, 3-7, insbesondere Vers 5a „Und der auf dem Thron saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu!“

Diese, in der Serie seit langem erwartete Sequenz hat geradezu messianisch-apokalyptische Züge. Die Welt liegt im Chaos, die Königreiche sind alle im Krieg miteinander und die Menschen leiden.
In diese Situation kommt nun die verheißene, gerechte Königin.
Fast vergleichbar zu Jesus, der ohne jeden Prunk in Jerusalem einzog, zieht die Königin hier nur mit ihrem überschaubaren Gefolge ein.
Kein Empfang, keine vorbereiteten Hallen. Niemand scheint diesen Einzug mitzubekommen.
Doch jeder Zuschauer/ jede Zuschauerin weiß, dass nun das Ende des „Alten“ beginnt. „Neues“ wird werden.

Ein anderer Handlungsstrang der TV-Episode widmet sich der Theodizee-Frage: Angesichts des Todes Unbeteiligter fragt ein Charakter: „Wie kann dein gerechter Gott Leid Unschuldiger zulassen?“
Allerdings gibt die Serie hier eine zu einfache Lösung:
Mit einem Blick ins Feuer wird dem Fragenden eine Vision vom Herrn des Lichts (dem Gott einer der Religionen in der Serie) zuteil, womit klar ist, dass es einen großen Plan gibt.
Hier hätte längeres Hinauszögerung oder gar das Offenlassen dieser Frage der Dramaturgie sicherlich gut getan.

Die Frage nach Gottes Gerechtigkeit ist eben keine Frage, die für uns Menschen zu verstehen oder zu lösen ist, so sehr wir uns das immer wieder wünschen.
Ja, wir haben die frohe Botschaft, dass Gott es am Ende gut mit seinen Geschöpfen meint.
Aber, der Zweifel gehört konstitutiv zum Glauben dazu. Er ist Kernelement des christlichen Glaubens:
Jesus im Garten Gethsemane vor seiner Verhaftung zweifelt. Seine Jünger zweifeln immer wieder an ihm. Thomas zweifelt an seiner Auferstehung.
Zweifel heißt Auseinandersetzung.
Auch Martin Luthers Glaube war ständig vom Zweifel begleitet. Für ihn war die Zusage Gottes in der Taufe und das „dennoch“ Festhalten am Glauben der richtige Umgang mit jedem Zweifel.
Wer glauben wagt, kann am besten gegen Zweifel vorgehen.

(zuerst veröffentlicht 08/2017 auf Facebook unter @kirchehannovers)

 

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